Ist das Leben schön?

 

Dieser Artikel ist eine Antwort auf folgende Frage, die mir ein Klient schickte:

Wie kann ich mir trotz Sorgen, Arbeit, Angst und Stress die Schönheit des Lebens bewusst machen?
Wie kann ich Ruhe bewahren und Raum schaffen für die Schönheit des Lebens / die Ruhe des Seins?
Oder was ich vielleicht eigentlich fragen möchte: Ist das Leben schön?

Das Leben ist zu 100% eine psychologische Erfahrung. Deshalb lässt sich die Frage, ob das Leben schön ist, nicht pauschal beantworten. Für manche Menschen ist das Leben schön, für andere nicht, und das hat nichts mit den jeweiligen Lebensumständen zu tun.
Zwei Freunde können identische Lebensumstände haben (gleiche Arbeit, gleiches Alter, gleicher Bekanntenkreis, gleicher Wohnort), und der eine empfindet das Leben als schön, während der andere es als bedrückend empfindet.

Warum ist das so?

Weil Schönheit eine subjektive Wahrnehmung ist, ein inneres Erleben.

Und auch jemand, der das Leben als schön empfindet, wird es nicht immer so empfinden – wir haben Stimmungen, was bedeutet, dass wir uns in manchen Momenten besser und in anderen schlechter fühlen. Wenn es uns gut geht, erscheint uns das Leben schöner, wenn es uns schlecht geht, erscheint es hässlicher.

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass du das Leben als schön empfindest, wenn du dich gut fühlst?

Wenn du dich gut fühlst (entspannt, friedlich, glücklich, präsent), siehst du Schönheit in anderen Menschen und Schönheit in der Natur, du siehst, wie viel Glück du in deinem Leben hattest und findest leicht Gründe, um dankbar zu sein.

Und wenn du dich schlecht fühlst (besorgt, gestresst, ängstlich, wütend), siehst du Bedrohlichkeit bei anderen Menschen, du siehst Sinnlosigkeit in der Natur, du siehst, wie viel Unglück du in deinem Leben hattest, und du findest leicht Gründe, um enttäuscht zu sein.

Wenn du dir also der Schönheit des Lebens bewusster werden willst, musst du zuerst verstehen, dass das Leben nicht „da draußen“, außerhalb von dir selbst, existiert. Das Leben ist immer nur deine einzigartige, innere Erfahrung. Und aus diesem Grund ist das Leben immer nur so schön oder hässlich wie dein gegenwärtiger innerer Zustand.

Deine Frage „Wie kann ich ruhig bleiben?“ zeigt, dass du dies bereits in gewissem Maße verstehst. Du scheinst bemerkt zu haben, dass das Leben schöner ist, wenn du innerlich ruhig bist.

„Ruhe bewahren!“ ist auch immer der erste Ratschlag für Notsituationen – nicht „Ausflippen!“ oder „In Panik geraten!“. Denn wenn wir innerlich ruhig sind, funktionieren wir besser, denken klarer und handeln angemessener.

Aber wie findet man diese Ruhe und wie behält man sie?

Um dies zu lernen, ist es hilfreich, zunächst zu verstehen, wie das Gegenteil von Ruhe – nennen wir es Unruhe – entsteht.

Woher kommt Unruhe?

Unruhe entsteht jedes Mal, wenn ich unruhig und gestresst über etwas nachdenke. Worüber ich nachdenke ist egal – es kann genauso gut eine Aufgabe bei der Arbeit sein wie ein Erlebnis in meiner Kindheit, es kann etwas sein, was mein Partner gesagt hat, oder es kann ein politisches Ereignis sein. Der Inhalt meines Denkens ist vollkommen austauschbar.

Was zählt, ist, wie ich denke. Ist mein Denken stressig, verzweifelt, deprimiert, nervös? Oder ruhig, harmonisch, klar?

Wir alle haben einen unfehlbaren Feedback-Mechanismus in unser System eingebaut, der uns darüber informiert, wie wir in diesem Moment denken: Unsere Gefühle.

Wenn ich wissen möchte, ob sich mein Denken in eine positive Richtung bewegt (d. h. eine Richtung, die mich der Schönheit des Lebens näher bringt), oder in eine negative Richtung (eine Richtung, die mich von der Schönheit des Lebens wegführt), muss ich mich nur fragen, was ich in diesem Moment fühle. Wenn ich Angst, Stress oder Sorgen verspüre, bedeutet das, dass mein Denken gerade „abwärts” geht. Wenn ich Ruhe, Freude und Klarheit fühle, bedeutet das, dass mein Denken „aufwärts“ geht.

Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Denken abwärts geht, kann ich einfach aufhören, mich damit zu beschäftigen. Wenn ich das tue, gebe ich ihm keine Energie mehr und es wird bald vorüber gehen. Und wenn es vorüber gegangen ist, befinde ich mich automatisch in einem besseren Gefühl.

Das gute Gefühl kommt immer an die Oberfläche, sobald mein düsteres Denken weitergezogen ist – wie der blaue Himmel, der hinter den dunklen Wolken immer da ist und wieder sichtbar wird, sobald sie weiterziehen.

Was das Ganze schwierig macht, ist, dass wir einfach nicht glauben können, dass es tatsächlich so funktioniert. Wir klammern uns an die Vorstellung, dass wir uns, um in ein besseres Gefühl zu kommen, erst einmal mit den Problemen auseinandersetzen müssen, die uns unser düsteres Denken zeigt.

Das Denken könnte zum Beispiel etwas sein wie: „Ich muss erst einmal diesen Arbeitsauftrag erledigen, dann kann ich mich entspannen! Es ist nur noch so wenig Zeit, wie soll ich das jemals schaffen? Warum bekomme ich immer so schwierige Aufträge? Warum ist mein Leben so schrecklich?“

Wenn ich kein Verständnis dafür habe, wie die Schönheit und die Hässlichkeit des Lebens entstehen, erscheint es mir richtig und verantwortungsvoll, mich mit diesen Gedanken auseinanderzusetzen – schließlich muss ich meinen Auftrag erledigen und mein Denken treibt mich ja scheinbar dazu an.

Wenn ich aber ein Verständnis dafür habe, wie die Schönheit und die Hässlichkeit des Lebens erschaffen werden (nämlich: in mir,, in diesem Moment), wird es mir richtig und verantwortlich erscheinen, mich nicht mit diesen Gedanken zu beschäftigen – schließlich will ich meine Aufgabe erledigen und dabei eine angenehme Erfahrung machen, und mein stressiges Denken steht gerade beidem im Weg.

Ja, es steht beidem  im Weg. Denn wie der Ausdruck „Ruhe bewahren“ verrät, sind ein klarer Kopf und ein gutes Gefühl die optimalen Voraussetzungen, um die anstehende Aufgabe bestmöglich zu bewältigen. Stress hilft mir dabei gar nicht weiter.

Verständnis ist der Schlüssel

Wenn Du also die Schönheit des Lebens öfter erleben willst, auch im Alltag mit seinen vielen Pflichten und Terminen, dann wäre ein Weg, dass du tiefer verstehst, woher diese Schönheit kommt.

Verstehe tiefer, dass das einzige, was die Schönheit des Lebens vor dir verbergen kann, ein Schleier hässlichen Denkens ist, der gerade jetzt durch deinen Geist schwebt.

Verstehe tiefer, dass du perfekt dafür ausgestattet bist, um die Qualität deines Denkens zu bewerten – weil du ja deine Gefühle wahrnehmen kannst.

Und verstehe tiefer, dass hässliches Denken keine bedeutungsvollen Informationen enthält. Das heißt, dass du dir erlauben kannst, dich nicht weiter damit zu beschäftigen, was wiederum dafür sorgt, dass das Denken früher oder später weiter zieht.

Je tiefer du diese Dinge verstehst, desto schneller wird das hässliche Denken weiter ziehen. Und wenn es weiter gezogen ist, leuchtet die Schönheit des Lebens wieder in dir – die Schönheit, immer da ist, im Hintergrund, im Kern deines Daseins.

1 Kommentar

  1. Lina Krüger

    💕

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